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Kartoffelzüchtung auf Gut Bütow - Ein Hoch auf die Kartoffel

Bütow (bw). „Ein Hoch auf die Kartoffel!“ skandiert Jürgen Wagner in seinem Gedicht bei LiteratPro. Und er hat Recht: Knapp 380 Millionen Tonnen Kartoffeln werden jährlich auf der gesamten Welt angebaut. Ursprünglich stammt die Kartoffelpflanze aus den Hochanden von Peru, Chile und Bolivien. Die Inkas pflanzten sie schon vor über 2000 Jahren an. Nachdem Amerika 1492 von Kolumbus entdeckt worden war, haben vor allem spanische Seefahrer im Laufe des 16. Jahrhunderts die Kartoffel nach Europa gebracht. In Europa wurde die Kartoffel zunächst aufgrund ihrer Blüte anfänglich als Zierpflanze und nicht als Nutzpflanze erkannt. Die Einführung der Kartoffeln veränderte die Welt dennoch wesentlich, da gerade viele Seefahrer erkannten, dass sie mit den Kartoffeln ein sehr nährstoffreiches, gut lagerfähiges und gesundes Lebensmittel an Bord hatten. Erstaunlich ist auch, dass die Kartoffeln in Deutschland zum „Volksnahrungsmittel“ wurde, denn anfänglich gab es große Bedenken der Bevölkerung gegen die „Erdäpfel“. Dank Friedrich dem Zweiten von Preußen (1712 – 1786) trat die Kartoffel auch hierzulande ihren Siegeszug an. Er erkannte schnell, welche Bedeutung die Kartoffeln in einer Zeit ständig wachsender Bevölkerung und mehrmaligen Hungersnöten in sich barg und veranlasste ab etwa 1740 den massenhaften Anbau der Knollen. Das verhalf den Kartoffeln auch in Deutschland zum Durchbruch.

All diese Geschichte und Geschichten rund um die Kartoffel kennt Dr. Karl-Heinrich Niehoff natürlich längst und er kennt sich auch mit der Kartoffel selbst bestens aus. Denn der  Diplom-Landwirt betreibt auf dem Gut Bütow eine erfolgreiche Stärkekartoffelzüchtung, -vermehrung und Pflanzgutvermarktung. „Schwerpunkt unserer Arbeit sind Neuzüchtungen von Kartoffelsorten, insbesondere von stärkereichen Sorten. Außerdem arbeiten wir daran,  Sorten zu züchten, die gegen verschiedene Krankheiten resistent sind. Gerade heute, wo der chemische Pflanzenschutz berechtigt in der Kritik steht, ist es wichtig, nach anderen Möglichkeiten zu suchen“, macht Niehoff deutlich. Als typische Kartoffelkrankheiten nennt der Fachmann die Kraut- und Knollenfäule, Nematoden, welche die Wurzeln angreifen, diverse Pilzkrankheiten oder auch den Kartoffelkrebs, der eigentlich ebenfalls eine Pilzinfektion an Knolle und Stängel ist.

Diese Züchtungen werden von der Saatzucht Gut Bütow in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Groß Lüsewitz bei Rostock durchgeführt. „In Groß Lüsewitz befindet sich auch die internationale Genbank für Pflanzenmaterial. Gegenwärtig arbeiten wir gemeinsam mit dem Institut an zwei speziellen Projekten. Eines davon beschäftigt sich mit der Suche nach trockenresistenten Kartoffeln, was angesichts der diesjährigen Dürreperiode im Land durchaus zukunftsorientiert ist. Beim zweiten Projekt geht es um völlig krautfäuleresistente Kartoffeln. Nach dem derzeitigen Stand können wir erste Erfolge bei beiden Projekten vermelden“, zeigt sich Dr. Niehoff zufrieden. Um diese Forschungen weiter mit Nachdruck betreiben zu können, bildet das Gut Bütow junge Pflanzentechnologen speziell für die Versuchsarbeit auf Feld und Labor aus. Ein erster Absolvent hat kürzlich die 3-jährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, ein weitere junge Frau hat gerade ihre Ausbildung begonnen.

Die Zucht von Stärkekartoffeln ist eine wichtige Aufgabe, denn Kartoffelstärke ist die hochwertigste Stärke im Vergleich zu den Stärken, die aus Getreide, Mais, Reis oder Tapoika gewonnen werden. „Die Kartoffelstärke findet vor allem Verwendung im Lebensmittelbereich, in der Produktion hochwertiger Papiere und in der Kunststoffindustrie“, zählt Niehoff auf. Aber auch für den Frischemarkt wird gezüchtet. Gerade in der Ernte befindet sich eine neue rotschalige Speisekartoffel Namens „Macarena“, die sehr schmackhaft ist und sich durch geringe Anfälligkeiten für Kraut- und Knollenfäule auszeichnet.

Das Produktions- und Leistungsspektrum vom Gut Bütow umfasst heute Kartoffelpflanzgut und Getreidesaatgut in der Pflanzenproduktion, ein umfangreiches Versuchswesen auf über 2000 Parzellen, die Nutzung der Windkraft und den Betrieb zweier Biogasanlagen.

Dafür stehen hier 30 Mitarbeiter in Lohn und Brot. Das Gut Bütow selbst kann schon auf eine lange Tradition verweisen. Weithin sichtbar und prägend dafür steht der große Speicher in der Landschaft, der um 1920 vom damaligen Gutsbesitzer Wilhelm Petersen errichtet und um eine Getreidemühle und eine Brotfabrik erweitert wurde. Petersens Geschäftsidee, Berlin mit Brot aus Bütow zu beliefern, war schon damals eine logistische Meisterleistung. Der einsetzende Konkurrenzkampf führte schließlich nach knapp zehn Jahren zur Aufgabe der Brotlieferungen. Anfang 1929 übernahm dann Rudolph Karstadt das Gut Bütow treuhänderisch für seinen Warenhauskonzern. 1938 verkaufte Karstadt das Gut Bütow an den Rittergutsbesitzer Fritz Karow. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Gut als VEG (Volkseigenes Gut in Staatsbesitz) zu einem wichtigen Zucht- und Vermehrungsbetrieb für Speisekartoffeln. 1991 schließlich pachtete Dr. Karl-Heinrich Niehoff das Gut und setzte die Tradition des VEG fort. Dr. Niehoff war bereits seit 1985 in dieser Fachrichtung tätig und Leiter eines größeren Landwirtschaftsbetriebes im Emsland. Auf dem Gut Bütow konnte sich der Diplom-Landwirt nun noch intensiver der Forschung und Züchtung widmen und sich damit auch ein Stück weit selbst verwirklichen. Für ihn ist es selbstverständlich, sich darüber hinaus auch in der und für die Region zu engagieren.  So war er mehrere Legislaturperioden im Kreistag des Landkreises Müritz tätig, war zeitweilig stellvertretender Bürgermeister von Bütow und ist als Vorsitzender des Wasser- und Bodenverbandes noch immer aktiv.


Gut Bütow
17109 Bütow
Gutshof 1
Telefon 039922 8080
www.saatzucht-niehoff.de




    letzte Änderung: - 20.09.2018 11:55

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