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HOSPIZ - EINE FRAGE DER HALTUNG

Als im Juni 2011 der DRK Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte e.V. das Hospiz Luisendomizil in Neustrelitz eröffnete, standen viele Fragen im Raum: Wie wird das Hospiz angenommen? Wie offen steht die Gesellschaft dem Thema des Loslassens gegenüber, wurde es gefühlt doch oftmals lieber an den Rand und damit nahezu raus aus dem Alltag geschoben? Die Ambulanten Hospizdienste des DRK sowohl in der ehemaligen Müritzregion als auch in der Region Mecklenburg-Strelitz waren bereits seit vielen Jahren aktiv mit ca. 40 Ehrenamtlichen im Einsatz, um Menschen auf ihrem letzten Lebensweg in der Häuslichkeit bei all den Fragen und Nöten, die mit dieser existenziellen Lebenssituation verbunden sind, professionell und fundiert zu begleiten. Täglich erlebten sie, wie wichtig eine Unterstützung ist, die sowohl den Sterbenden als auch den Angehörigen Hilfe, Trost und Mutmachen bedeuten kann.


Für den DRK Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte e.V. selbst war klar, dass aus der logischen Konsequenz ihrer täglichen Aufgaben heraus und aus dem Verständnis für eine ganzheitliche Unterstützung der Bedarf für ein Hospiz schon lange bestand. Und so stellten sie sich als erster DRK-Verband in Deutschland überhaupt diesem Thema und konzipierten mit dem Luisendomizil ein Haus, das sowohl Stationäre Pflegeeinrichtung als auch Hospiz ist – zwei differenzierte autonome Unterstützungsangebote unter einem Dach.

 

Die Engländerin Cicely Saunders gab als Begründerin der modernen Hospizbewegung und der Palliative Care neben zahlreichen wissenschaftlichen Ansätzen maßgeblich Orientierung. „Hospiz ist kein Ort, in dem wir uns einrichten, sondern eine Haltung, mit der wir uns begegnen“ (Cicely Saunders). Menschen, die das erste Mal in ein Hospiz kommen, sind sicher voller Sorge, was sie dort erwartet. Man malt sich aus, mit viel Angst und  Verlustschmerz konfrontiert zu sein und mit einer Schwere, der man kaum entkommen kann. Das stimmt natürlich – und stimmt doch nicht. Im Hospiz Luisendomizil trifft man auf Menschen, die sich mit Herz und Verstand für ihre Arbeit einsetzen und in der interdisziplinären Zusammenarbeit gemeinsam für die Betroffenen und ihre Angehörigen den Weg in der letzten Lebensphase ebnen. Mit Fürsorge, lindernder Hilfe für körperliches und seelisches Leid und Zeit für die unterschiedlichen Sorgen und Nöte. Dabei stehen das Recht auf Selbstbestimmung und die Orientierung an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner grundsätzlich im Mittelpunkt des Handelns. Für jeden Hospizgast gilt unabhängig von Alter, Konfession und gesellschaftlicher Stellung der unermüdliche Einsatz der Mitarbeiter im Luisendomizil, um gemeinsam das Lebensende um besondere Eindrücke reicher zu machen und dabei trotz allem die nötige Ruhe und Zuversicht zu geben. Es wird am Klavier musiziert, gelesen, mit Ton gearbeitet, gemalt, geschrieben, es wird geweint, aber auch gelacht – vor allem  aber begegnen sich Menschen einander. So kommen Schulklassen zu Besuch, um Trauertücher herzustellen, die beim Tod eines Angehörigen geteilt werden, so dass eine Hälfte mit beigesetzt wird, während die andere Hälfte als Erinnerungsstück verbleibt. Einmal jährlich wird seit 2013 ein Hospizlauf über verschiedene Distanzen durchgeführt, an dem weit über hundert Läufer teilnehmen. Mehrmals schon wurden regionale Künstler für das Projekt „Kunst im Leben“ gewonnen, die sich mit den existenziellen Fragen zum Leben selbst und auch zum Lebensende auseinandergesetzt haben und ihre Kunst im Luisendomizil, öffentlich zugänglich für Besucher, ausgestellt haben – sehr zur Freude der Hospizgäste, die gern an der jeweiligen Vernissage teilnahmen und das Engagement sehr schätzten. 

 

Rund um den Welthospiztag, der immer am zweiten Samstag im Oktober stattfindet und damit in diesem Jahr auf den 12. Oktober fällt, wird eine ganze Woche von den Hospizmitarbeitern mit den Hospizgästen und den Angehörigen gestaltet. So werden am Montag, dem 14. Oktober, querbeet durch das Hospiz Socken aufgehangen, die Unterstützer des Hospizes fleißig gestrickt und gehäkelt haben und die gegen eine kleine Spende den Besitzer wechseln können. Besucher sind gern willkommen - die Botschaft hinter dieser Aktion ist: „Hospiz macht keine kalten Füße“. Am Dienstag werden für die Paten des Hospizes Dankeskarten geschrieben, denn mit ihrem Engagement und ihren Geldspenden tragen sie einen wichtigen Teil zur Hospizarbeit bei. Der Aufenthalt der Hospizgäste, wie die Betroffen hier wertschätzend bezeichnet werden, ist komplett kostenfrei - die Pflegekassen übernehmen den größten Teil der Kosten, 5 Prozent jedoch müssen vom Träger selbst finanziert werden, in der Regel über Spendengelder. Außerdem wird Stimmungsmusik für Bewohner und Mitarbeiter gleichermaßen aufgelegt, bevor am Mittwoch die Mitarbeiter selbst in den Fokus rücken und die Möglichkeit haben, sich massieren zu lassen – als Dank für ihren steten Einsatz. Am Donnerstag werden dann alle – Bewohner, Mitarbeiter, Angehörige - in geselliger Runde miteinander speisen bei einem Erntedankessen und sich an dem erfreuen, was die Natur gerade hergibt. Betritt man das Hospiz Luisendomizil, sind die Berührungsängste schnell verschwunden, ist dies doch ein Ort, der mit Leben gefüllt ist und mit Menschen, die einander zugewandt sind. Das Miteinander ist ein wesentlicher Aspekt - eine klare Haltung, mit der man sich im Hospiz begegnet. Jährlich treffen am ersten Samstag im November am Glambecker See in Neustrelitz alle Angehörigen der im Hospiz Verstorbenen aufeinander, um gemeinsam einen Trauerspaziergang um den See herum zu unternehmen, innezuhalten und derer zu gedenken, die nicht mehr da sind. Im Borwinheim endet der Spaziergang dann, gemeinsam sitzen alle an der Kaffeetafel, lauschen der Musik, sprechen miteinander, zünden Kerzen an, geben der eigenen Trauer Raum und sich gegenseitig Halt.  

 

Die Müritzregion hat lange darauf gewartet, auch ein Hospiz in unmittelbarer Nähe zu haben, denn der Wunsch nach Unterstützung ist groß. Ab Oktober können im Hospiz Müritzpark in Waren (Müritz) bis zu 10 Gäste aufgenommen werden in eigenen komfortablen Zimmern mit Platz für die eigenen Möbel, mit Schlafgelegenheit für einen nahen Angehörigen, mit einem großen Balkon, der den Zugang zur Natur trotz Einschränkungen sichert. Im November sind die Ärzte der Region eingeladen, um sich über die Hospizarbeit und das Hospiz selbst informieren zu können, aber auch alle Interessenten sind jederzeit herzlich willkommen, so auch zum Tag der offenen Tür Mitte November. Gern werden alle Fragen beantwortet – ob zum Aufenthalt selbst, zum Procedere der Aufnahme, zu Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung oder des persönlichen Engagements. Begegnungen sind hier im Hospiz ausdrücklich erwünscht - das Loslassen ist für alle Betroffenen schwer genug, umso wichtiger ist der offene Umgang miteinander.

 

Hospiz Luisendomizil

Penzliner Str. 58 | 17235 Neustrelitz 

Tel.: 03981 34904229 

 

Hospiz Müritzpark 

Thomas-Mann-Str. 18a | 17192 Waren (Müritz) 

Tel.: 03991 6319829

 

Fotos: Mirko Runge

 

 

 




    letzte Änderung: - 11.10.2019 08:44

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